Thermischer Stress: Forschende untersuchen gesundheitliche Risiken durch den Klimawandel

Extreme Wetterlagen wie Hitzewellen, hohe Luftfeuchtigkeit oder trockene Sommer treten im Zuge des Klimawandels immer häufiger auf, mit teils gravierenden Folgen für die menschliche Gesundheit. Forschende widmen sich darum zunehmend dem komplexen Zusammenhang von thermischem Stress und dem Risiko für bestimmte Krankheiten.

Thermischer Stress wird oft mit hitzebedingten Symptomen in Verbindung gebracht, umfasst aber eigentlich auch Minustemperaturen.
Thermischer Stress wird oft mit hitzebedingten Symptomen in Verbindung gebracht, umfasst aber eigentlich auch Minustemperaturen. Bild: Leonardo Rossatti/Pexels

Zunehmende Hitzewellen, hohe Luftfeuchtigkeit, intensive Sonneneinstrahlung und schwache Luftzirkulation können dem menschlichen Körper schwer zusetzen. Doch thermischer Stress wird durch mehr als nur hohe Temperaturen hervorgerufen.

Thermischer Stress „entsteht durch das Zusammenspiel von Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Wind und Strahlung. Gerade diese Kombinationen sind es, die für den Körper gefährlich werden können – insbesondere für ältere Menschen, Kinder oder Menschen mit Vorerkrankungen.“

– Prof. Dr. Elke Hertig, Leiterin des Projekts und Professorin für Regionalen Klimawandel und Gesundheit

Ein neues Forschungsprojekt der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg geht der Frage nach, wie extreme Wetterereignisse die menschliche Gesundheit beeinflussen – und wie sich Krankheitsrisiken durch den Klimawandel künftig verschärfen.

Bei dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Vorhaben namens THERMAL-INTERACT wollen die Forschenden nicht allein meteorologische Faktoren einbeziehen, sondern stattdessen auch medizinische und soziale Einflussgrößen. Dabei sollen komplexe Wechselwirkungen identifiziert werden, die bislang wenig verstanden sind. Auf dieser Grundlage lassen sich dann entsprechende Anpassungsstrategien für Gesundheitswesen, Stadtplanung oder soziale Infrastruktur entwickeln.

Wir wollen verstehen, welche Gruppen besonders gefährdet sind und wie sich das Risiko in Zukunft verändern könnte.

Ein weiteres Ziel ist die Entwicklung regional differenzierter Risikokarten. Diese sollen aufzeigen, welche Bevölkerungsgruppen in welchen europäischen Regionen, besonders in Mitteleuropa und dem Mittelmeerraum, gefährdet sind. Entscheidende Kriterien sind hierbei etwa der Wohnort, das Alter, der Gesundheitszustand oder soziale Verwundbarkeiten.

Direkte und indirekte Folgen von Hitze

Auch andere Studien beschäftigen sich mit thermischen Belastungen auf den Körper, etwa eine aus dem Jahr 2024 von Forschenden des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) und des Climate Service Center Germany (GERICS) des Helmholtz-Zentrums Hereon, in der zwischen direkten und indirekten Folgen von Hitzeereignissen unterschieden wird.

Zu den direkten Folgen starker Hitzebelastungen gehören vor allem hitzebedingte Symptome wie Hitzekrämpfe, Hitzschlag, Flüssigkeits- oder Mineraldefizit. Auch können sich bestehende Erkrankungen, besonders Atemwegserkrankungen, Diabetes mellitus oder Nierenerkrankungen, verschlimmern und zu Todesfällen führen.

Darüber hinaus zeigt sich ein Zusammenhang zu psychischen Erkrankungen, wie ein mit steigenden Temperaturen erhöhtes Suizidrisiko oder aggressives Verhalten.

Indirekte Folgen umfassen ein erhöhtes Unfallrisiko, Infektionserkrankungen sowie eine Gefährdung der Infrastruktur, etwa der Wasserversorgung oder des Gesundheitswesens durch Überlastung.

Weitere Studien zeigen, dass während einer Hitzeperiode Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems um 2,2 % mit jedem zusätzlichen Grad Lufttemperatur zunehmen. Auch lassen sich Zusammenhänge zwischen hohen Temperaturen und Herzinfarkten belegen. Hinzu kommen Erkrankungen der Atemwege, besonders in städtischen Räumen, wo Hitze die Wirkung von Luftschadstoffen noch verstärkt.

Zwar ist bekannt, dass steigende Temperaturen die gesundheitlichen Risiken erhöhen, doch es fehlen bislang belastbare Erkenntnisse zu weiteren Einflussgrößen wie Luftfeuchte oder Windverhältnissen sowie zu komplexen Extremereignissen. Ebenso unklar ist, wie sich multiple Stressfaktoren verstärken und das Risiko für bestimmte Erkrankungen steigern könnten. Projekte wie THERMAL-INTERACT wollen diese offenen Fragen klären.

Quellenhinweis:

Augustin, J., Hischke, S., Hoffmann, P. et al. (2025): Auswirkungen thermischer Belastungen auf die Gesundheit – eine bundesweite Analyse auf Grundlage von GKV-Routinedaten zwischen 2012–2021. Bundesgesundheitsbl. 68, 119–129.

Universität Augsburg: THERMAL-INTERACT.